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DATEV eG

Blockchain von der Vertragsverhandlung bis zur Buchführung

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Interview mit Projektleiter Silke Wolf und Boris Lingl, DATEV eG

Die Nürnberger DATEV eG will sowohl bestehende kaufmännische Prozesse als auch neue Abläufe mittels Blockchain-Technologie digital optimieren. Wie sich die Wertschöpfung des Nutzers dadurch optimiert und warum das Unternehmen deshalb mit der T-Systems MMS, Otto Group und Hermes kooperiert, berichten die beiden Projektleiter Boris Lingl und Silke Wolf aus dem DATEV Lab.



  • Frau Wolf, Herr Lingl, hohe Sicherheit in Ihren Prozessen gehört ja gewissermaßen zur DNA der DATEV. Jetzt forschen Sie innerhalb Ihres Unternehmens auch im Rahmen von Blockchain, warum? Um bestehende Prozesse und Angebote noch sicherer zu machen?


    Lingl: Nicht ganz. In erster Linie geht es ja bei der Blockchain-Technologie darum, Transparenz und Sicherheit zwischen Organisationen und Unternehmen zu schaffen, die sich ansonsten nicht oder noch nicht vertrauen. Wie andere Institutionen, so wollen auch wir Prozesse digitalisieren und vereinfachen, ohne Zugeständnisse an die Sicherheit machen zu müssen …

    Wolf: … und bezogen auf unsere Kernzielgruppe, also Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte und deren Mandanten, heißt das: Wir wollen die Papierflut eindämmen, sie von Medienbrüchen entlasten und fehleranfällige Prozesse sicher gestalten. Aber, und das ist eben der zusätzliche Faktor, wir wollen darüber hinaus bestehende Prozesse durch leistungsstärkere digitale ersetzen und neue Funktionen anbieten.

„Wie andere Institutionen, so wollen auch wir Prozesse digitalisieren und vereinfachen, ohne Zugeständnisse an die Sicherheit machen zu müssen“

Silke Wolf & Boris Lingl, Projektleiter DATEV eG



  • Das heisst konkret?


    Lingl: Medienbrüche prägen heute noch viele betriebswirtschaftliche Abläufe. Für die digitale Weiterverarbeitung müssen Papierdokumente eingescannt und einzelne Daten gegebenenfalls manuell nacherfasst werden. Darüber hinaus müssen Dokumente revisionssicher archiviert werden. Für viele Organisationen ist dies sehr zeitaufwändig, von der Fehleranfälligkeit solcher manuellen Prozesse ganz zu schweigen. Wir forschen im Lab der DATEV auf Basis der Blockchain-Technologie, um neue durchgängig digitale Prozesse entlang der Wertschöpfung eines Unternehmens zu denken, die genau diese Lücke schließen und gleichzeitig neue Möglichkeiten eröffnen.

  • Wie sähe das in der Praxis aus?


    Lingl: Ich gebe ihnen ein Beispiel: Ein Nürnberger Lebkuchenproduzent versendet regelmäßig größere Mengen seiner Ware nach Kopenhagen. Bislang sieht der Vorgang so aus, dass nach der Bestellung aus Kopenhagen der Produzent selbst aktiv werden muss, um neben der Produktion beispielsweise auch den Transport zu organisieren. Das bedeutet im hier und jetzt: Es gibt verschiedene Aufträge, die über unterschiedliche Systeme laufen. Was das tatsächlich für Aufwand mit sich bringt, haben unsere neuen Forschungspartner Hermes und Otto Group uns anschaulich vermittelt: Medienbrüche und Informationen in verschiedenen Quellen sind die Folge.

    Künftig sehen wir den Prozess anders. Wenn wir Bizzbloxx als Prozessmotor nehmen, können wir alle nachfolgenden Schritte automatisieren: Sobald der Auftrag aus Kopenhagen eingeht und der Nürnberger Lebkuchenproduzent akzeptiert hat, kann eine automatische Beauftragung beispielsweise des Logistikers erfolgen, die für den Logistikprozess notwendigen Daten werden direkt bereitgestellt, ohne Medienbrüche. So lassen sich die Abläufe effizient organisieren.

  • Lingl: Darüber hinaus aber soll uns die Blockchain die Möglichkeit geben, diese Prozesse auch anzureichern: Durch Geo-Tracking etwa ließe sich der komplette Weg der Ware in nahezu Echtzeit nachvollziehen, von der Startadresse bis zum Lieferort. Zwischenhändler könnte man einfach einbinden, zudem fortlaufend die Waren-Temperaturen während der Reise zur Qualitätssicherung messen und aufzeichnen. Schließlich könnte man diese Informationen gebündelt in die Blockchain schreiben. Fälschungssicher und nur für bestimmte Beteiligte sichtbar. Die Kernkompetenz der Technologie also. Außerdem können die Informationen direkt mit den involvierten kaufmännischen Prozessen verknüpft werden. So profitieren letztlich alle Unternehmen und auch ihre steuerlichen Berater, die die kaufmännischen Abläufe begleiten, von der verbesserten Qualität und Transparenz der Informationen.

  • Wolf: Mal in der Fachsprache unserer Kunden gedacht, sehen wir außerdem Potenzial bei Auslandsgeschäften. Der deutsche Mittelstand ist von je her stark exportorientiert, aber hier lauern Fallstricke, die es zu beachten gilt. Beispielsweise bei Lieferschwellen oder E-Rechnungen. Die Frage, in welchem Land beispielsweise bei Auslandsgeschäften Steuern gezahlt werden müssen, hängt vom Netto-Warenwert des Exportvolumens pro Kalenderjahr ab. Das ist steuerrechtlich aufwändig und kompliziert zu handhaben. Wenn man sich dann vor Augen hält, dass Lebkuchen auch mal in Länder außerhalb der EU exportiert werden, kann man sich leicht vorstellen, welches Potenzial die Blockchain bietet.

  • Auch über die reine Warenabwicklung hinaus?


    Wolf: Unbedingt! Von der Logistik über die Produktion, die nachgelagerten Prozesse bis hin zur Rechnungsstellung und Rechnungsabwicklung, viele Punkte lassen sich mit der Technologie prozessual neu denken und qualitativ verbessern. Basis sind neu gedachte Prozesse auf Basis der Blockchain. Theoretisch lassen sich viele Prozesse von der ersten Vertragsverhandlung bis zur Buchhaltung vereinfachen und – das ist besonders wichtig – auf eine fälschungssichere, vertrauenswürdige digitale Basis portieren. Das ist auch der entscheidende Beweggrund für uns gewesen, in diesem Bereich mit der Deutschen Telekom und deren Tochter T-Systems MMS zusammenzuarbeiten.

    Und zwar?


    Lingl: Datenschutz und Datensicherheit – uns verbinden dieselben Werte. Sowohl die Telekom als auch wir wissen um die Bedeutung des Geheimnisschutzes. Beide Unternehmen bringen viel Erfahrung und Expertise in diesem Bereich mit ein. Was die Blockchain und den gemeinsamen Proof-of-Concept angeht, kümmern wir uns in dieser Kooperation um die kaufmännischen Prozesse, das technologische Fundament kommt von unserem Partner. Eine, wie wir finden, sehr gute Kombination.

Über DATEV eG

Die DATEV eG ist das Softwarehaus und der IT-Dienstleister für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte sowie deren zumeist mittelständische Mandanten.
Mit rund 325.000 Kunden, nahezu 7.800 Mitarbeitern und einem Umsatz von 1,034 Milliarden Euro (Geschäftsjahr 2018) zählt die DATEV zu den größten IT-Dienstleistern und Softwarehäusern in Deutschland. So belegte das Unternehmen im Jahr 2018 Platz 3 im Ranking der Anbieter von Business-Software in Deutschland (Quelle: IDC, 2019). Das Leistungsspektrum umfasst vor allem die Bereiche Rechnungswesen, Personalwirtschaft, betriebswirtschaftliche Beratung, Steuern, Kanzleiorganisation, Enterprise Resource Planning (ERP), IT-Dienstleistungen sowie Weiterbildung und Consulting. Mit ihren Lösungen verbessert die 1966 gegründete Genossenschaft mit Sitz in Nürnberg gemeinsam mit ihren Mitgliedern die betriebswirtschaftlichen Prozesse von 2,5 Millionen Unternehmen, Kommunen, Vereinen und Institutionen.




 

Besserer Datenaustausch dank Blockchain:

Eine Optimierung des Asylverfahrens und eine
bessere Datensicherheit lässt sich mittels Blockchain
behördenübergreifend umsetzen.

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